Vor nunmehr 75 Jahren, am 5. April 1945, es war der Donnerstag nach Ostern, ist die Rote Armee kampflos in Pinkafeld einmarschiert. Nach Zeitzeugen war es etwa 19 Uhr. Pinkafeld war damit der letzte Ort des Bezirks Oberwart, der von den aus Richtung Rechnitz kommenden russischen Soldaten besetzt wurde. Am Folgetag ist die Rote Armee weitergezogen. Damit war für Pinkafeld der II. Weltkrieg beendet, ein Monat vor der offiziellen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 7. Mai 1945. 157 Soldaten aus Pinkafeld fielen in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 und danach.
Der Besetzung Pinkafelds gedenkt man seither am sogenannten "Russensonntag" mit einer Kreuzwegandacht auf den Kalvarienberg.
Die nachfolgenden Berichte von den letzten Kriegstagen hat DI Wilhelm Seper zur Verfügung gestellt. Seiner Sammlung entstammen auch die Fotos, die Marianne Schütter, geborene Karner, bzw. Anni Posch, geborene Faigel, mit russischen Soldaten zeigen.
Am 31. März d. J. wurde mir von einem Feldwebel des hiesigen Kriegs-Feldlazarettes die Bitte unterbreitet, sieben tote Soldaten, die von der Front kamen bzw. gebracht wurden, einzusegnen. Auf meine Fragen, wer sie sind, welcher Confession zugehören, erhielt ich die Antwort, die Kanzlei habe die Erkennungsmarken abgenommen, man wird mir zur Immatrikulierung die notwendigen Unterlagen zugehen lassen. Ein Priester einer anderen Confession sei nicht da, ich möge die Einsegnung vornehmen. Ich tat es. Einige Stunden darauf verließt das Lazarett fluchtartig unsere Stadt. Ich konnte nicht mehr ermitteln, wer dieses Toten waren.
Pinkafeld, am 2. 4. 1945. Franz Knotz, Dechant-Pfarrer, katholischer Standortpfarrer i. N.“
Am Karfreitag, dem 30. März 1945, zu Mittag brachte man ein auf der Flucht neugeborenes Mädchen ins Haus. Auch die Mutter, die auf der Flucht ihre beiden anderen Kinder verloren hatte, wurde im Kloster gepflegt. Am Ostersonntag taufte man das Kind in der Hauskapelle auf den Namen Maria.
Die Behörden organisierten die Flucht der Bevölkerung. Frauen und Mädchen und vor allem die Pinkafelder Nationalsozialisten flohen nach Westen. Am 30. März 1945 rief der Bürgermeister Robert Stöger zum letzten Mal zur Flucht auf. Viele Pinkafelder, vor allem Frauen und Kinder, flüchteten ins Steirische oder suchten Schutz bei den Bauern der umliegenden Dörfer. Die Schwestern waren im überfüllten Spital und Pflegeheim auf sich alleine gestellt. Sie entschlossen sich zu bleiben und sagten sich: "Wenn uns der liebe Gott gerade jetzt so viele Arme und Kranke ins Haus schickt, so kann er unmöglich wollen, dass wir fortgehen."
Die Behörden organisieren die Flucht der Bevölkerung. Frauen und Mädchen und die, die Butter am Kopf haben, gingen in Richtung Westen. Am Karfreitag erreicht die Nervosität den Höhepunkt. Der Bürgermeister fordert zum letzten Mal zur Flucht auf. Pinkafeld ist Operationsgebiet. Man hört den Kanonendonner von Rechnitz ebenso her wie von Bernstein herüber.
In der Nacht vom 30. auf 31. März wecken flüchtende ungarische Offiziere mit ihren Familien den Pfarrhof. Sie wollen länger dableiben, der Bürgermeister jagt sie weiter.
Am Karfreitag früh wurde vom Bürgermeister der Befehl ausgegeben, die ganze Bevölkerung habe im Laufe des Tages die Ortschaft zu verlassen. Jetzt packten auch wir unsere nötigsten Sachen zusammen, aber noch war unsererseits der Wille, abzufahren, nicht fest. Das hier liegende Kriegslazarett brach schleunigst auf. Der Bürgermeister war mit dem Abtransport von Frauen, Kindern und Kranken beschäftigt. Am Vormittag erschien dann in den Anschlagtafeln nochmals der Befehl, der Ort müsse von der ganzen Zivilbevölkerung in wenigen Stunden geräumt sein. Um 11 Uhr vormittags fuhren wir mit vielen anderen auf dem Lastauto der Fabrik Putsch gegen Westen ab. Wir kamen nach Rohrbach, ungefähr 10 km von Pinkafeld. Da ging der Schub nicht weiter.
Das hereinbrechende Kriegsgeschehen war die Ursache, dass am Karfreitag, an den beiden Ostertagen und am Sonntag nach Ostern keine Gottesdienste waren.
Der Gemeindediener Alois Köberl hat am Hauptplatz getrommelt, dass der letzte Transport abgeht. Die Mutter hat gesagt: Wir bleiben.